Wagners Antisemitismus
Die Stadt Luzern hat die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte SGG beauftragt, unter dem Titel "Richard Wagner, Antisemitismus und die Stadt Luzern" einen Forschungsauftrag auszuschreiben. Historiker und Historikerinnen sind eingeladen, sich zu bewerben. Eingabeschluss ist der 15. Januar 2025. Weitere Informationen
Sie möchten mehr über das Thema erfahren? Wir bieten im Richard Wagner Museum ca. einstündige Themenführungen zu Wagners Antisemitismus an.
Wagners Antisemitismus gehört wohl zu den umstrittensten Themen rund um die Komponistenpersönlichkeit. Wenn Sie uns besuchen, können Sie sich in unserer Ausstellung darüber informieren. Ein Auszug aus unserem Audioguide stellen wir hier zur Verfügung.
Neben Schriften über «Deutsche Kunst und Politik», «Beethoven», «das Dirigieren», «die Bestimmung der Oper» und weitere Themen verfasste Wagner 1869 auf Tribschen auch «Das Judenthum in der Musik». Das Pamphlet basiert auf dem gleichnamigen antisemitischen Traktat, das Wagner 1850 noch unter dem Pseudonym «K. Freigedank» in der «Neuen Zeitschrift für Musik» publiziert hatte.
Wieso brachte er es noch einmal heraus? Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 wurden die Juden gleichgestellt. Als die Anhänger des modernen Antisemitismus versuchten, sich mit Schriften dagegen zu wehren, zog der eitle Wagner nach. Er publizierte seinen Text in einer erweiterten Fassung also erneut, diesmal unter seinem Namen. Als einflussreicher und erfolgreicher Komponist machte Wagner den Antisemitismus seiner Zeit salonfähig. Er war also ein Vorreiter der judenfeindlichen Bewegung und sich dessen bewusst. Er und seine nicht minder antisemitische Ehefrau Cosima waren stolz darauf, für den «Anfang dieses Kampfes» verantwortlich zu sein.
Wagner prägte bspw. den Gedanken, dass Juden, weil sie keine eigene Nation besitzen, zu einer echten Kunst nicht fähig seien. So meinte er in seinem Pamphlet: «Unsere ganze europäische Zivilisation und Kunst ist […] für den Juden eine fremde Sprache geblieben […]. In dieser Sprache, dieser Kunst kann der Jude nur nachsprechen, nachkünsteln, nicht wirklich redend dichten oder Kunstwerke schaffen.»
Die Gründe für Wagners Antisemitismus sind schwer nachzuvollziehen und stark umstritten. Wahrscheinlich besitzt er seinen Ursprung in den 1840er-Jahren, als ihm – im Gegensatz zu den jüdischen Kollegen Meyerbeer und Mendelssohn – einfach nicht der musikalische Durchbruch gelingen wollte. Von da an schob er seinen Misserfolg immer wieder auf die Juden. Jüdische Komponisten hätten nur eine Chance, weil die ebenfalls jüdisch durchsetzte Presse für gute Kritiken sorgen würde.
Doch auch wenn Wagner den wachsenden Antisemitismus mit Wohlwollen sah, pflegte er Freundschaften mit Juden und arbeitete mit ihnen zusammen.
Später wurde die Sichtweise auf Wagner und seine Musik von seinen Nachkommen und NS-Deutschland geprägt. Adolf Hitler war begeistert von Wagners Musik und instrumentalisierte diese für seine Zwecke, weshalb der Komponist noch heute mit dem Nationalsozialismus assoziiert wird.
Das ganze Pamphlet zum Nachlesen finden Sie hier.